Führung ist vergleichbar mit einem Ballett – ein Kunstwerk, bei dem jede Bewegung und jede Geste zusammenkommt, um etwas Einzigartiges zu schaffen.
In der Unternehmenswelt treffen unterschiedliche Erwartungen aufeinander: jene von den Mitarbeitenden, den Kund:innen, der Führungsebene und weiteren Stakeholdern. Diese Erwartungen in Einklang zu bringen ist herausfordernd, und es ist die Aufgabe der Führungskraft, sie wie ein Dirigent in einem Ballett zu orchestrieren. Doch wie gelingt es, die Balance zu halten und das Ensemble nicht aus dem Takt zu bringen?
Stell dir vor, dein Unternehmen ist eine Ballettkompanie. Jede Abteilung und jedes Teammitglied spielt eine eigene Rolle in dieser komplexen Choreografie oder ist Teil des Orchesters, welches die Musik spielt, die die Choreografie trägt. Einige tanzen im Rampenlicht, während andere im Hintergrund wirken – alle jedoch sind Teil des grossen Ganzen. Die Führungskraft ist Dirigent:in und Choreograf:in – nicht derjenige, der jeden Schritt diktiert, sondern jemand, der die Musik und die Bewegung lenkt, jedem Mitglied ermöglicht, selbst und mit den persönlichen Fähigkeiten zu wirken, einen Beitrag zum Ganzen zu leisten. Dabei soll gefordert und gefördert werden, und das Zusammenspiel stimmen.
Um dies zu ermöglichen, müssen Führungskräfte die Erwartungen ihrer Tänzer:innen, der Musikanten, der Zuschauer und der Initiatoren verstehen, zusammenbringen und die daraus resultierenden Ziele. Aufgaben und Verantwortlichkeiten klar kommunizieren. Hierbei sind sowohl präzise Informationen als auch Flexibilität wichtig. Stimmt der Takt nicht, kann die gesamte Dynamik auseinanderfallen. Diese wieder herzustellen braucht enormen Energieaufwand, den es zu vermeiden gilt.
Das wahre Können einer Führungskraft zeigt sich, wenn sie es versteht, wann die Tanzenden Raum zur Entfaltung und Inspiration brauchen, wann sie eingreifen muss, um das Ensemble wieder in Einklang zu bringen, wenn sie Trainingseinheiten oder Ruhepausen brauchen. Der Fokus liegt darauf, dass alle gemeinsam auf das gleiche Ziel hinarbeiten – die perfekte Aufführung.
Um die Erwartungen im Unternehmenskontext besser zu verstehen, ist die Expectation Confirmation Theory (ECT) von grossem Nutzen. Diese Theorie beschäftigt sich mit der Frage, wie Erwartungen das Verhalten von Kund:innen beeinflussen. Doch sie ist auch auf das Erwartungsmanagement in Unternehmen übertragbar. Die Theorie besteht aus drei Schritten, welche aufeinander aufbauen.
1. Erwartungshaltung
Führungskräfte müssen die Erwartungen den Mitarbeitenden klar kommunizieren. Wie bei einer Ballettaufführung müssen die Künstler:innen wissen, was von ihnen erwartet wird, um ihre Rollen effektiv ausfüllen zu können.
2. Bestätigung
Wenn Mitarbeitende sehen, dass ihre Erwartungen erfüllt werden – sei es in Bezug auf Feedback, Anerkennung oder Unterstützung – stärkt das ihr Engagement. Hier ist regelmässige Rückmeldung wichtig. Eine Führungskraft sollte dafür sorgen, dass die Leistungen der Mitarbeitenden mit den kommunizierten Erwartungen übereinstimmen.
3. Anpassung
Wenn es Unterschiede zwischen den Erwartungen und der Realität gibt, müssen diese sofort angesprochen werden. Ein guter Dirigent kann die Musik und den Takt anpassen, um sicherzustellen, dass das Ensemble weiterhin im Einklang bleibt und die Aufführung nicht aus dem Ruder läuft.
Der Tanz des Erwartungsmanagements ist keine einfache Aufgabe, aber mit den richtigen Werkzeugen können Führungskräfte ein harmonisches Miteinander schaffen. Sie sind wie Dirigent:innen, die ihr Ballett mit Feingefühl und Empathie leiten. Es geht darum zu wissen, wann man eingreifen muss und wann man den Tänzern den Raum zur Entfaltung lassen sollte.
Indem sie die Expectation Confirmation Theory anwenden, können Führungskräfte die Motivation ihrer Mitarbeiter steigern und gemeinsam eine erfolgreiche Aufführung auf die Beine stellen. Denn wenn die Erwartungen erfüllt werden, sind alle Tänzer bereit, ihr Bestes zu geben und die Bühne zum Strahlen zu bringen.
Quelle:
Oliver, R. L. (1980). A Cognitive Model of the Antecedents and Consequences of Satisfaction Decisions. Journal of Marketing Research, 17(4), 460-469.